„Wir selbst wie auch andere entsprechen nur selten den Vorstellungen, die andere sich gemacht haben, und auch die Gemeinschaft entwickelt sich anders, als wir gedacht haben.“Jesper Juul
Ein herausforderndes Experiment, für alle
Für Kinder ist eine Trennung immer sehr schmerzhaft und es braucht Zeit, bis sie mit der Situation zurecht kommen. Wenn dann noch neue Partner ins Spiel kommen, kann sich das für das Kind wie ein doppelter Verlust anfühlen. Sie müssen dann ein oder beide Elternteile mit jemand anderem teilen. Und wie kommen sie mit dem neuen Partner, der neuen Partnerin zurecht?
Auch für die Eltern ist es nicht einfach, da sie zwischen der neuen Liebe und der vertrauten Nähe zu den Kindern stehen. Sie haben den Wunsch, beiden Seiten ihre Liebe zu zeigen und allen gerecht zu werden. Wie will ich, dass er oder sie sich meinen Kindern gegenüber verhält? Und wie die Kinder gegenüber dem neunen Partner, der neuen Partnerin? Werden sie sich verstehen?
Für den neuen Partner bzw. die neue Partnerin stellen sich ganz andere Fragen. Wo ist mein Platz in dieser neuen Familie? Welchen Raum gibt es neben der schon geschriebenen Geschichte, neben den bereits eingespielten Regeln und den bewährten Ritualen? Wie viel Raum existiert für meine eigenen Bedürfnisse? Welche Art von Beziehung möchte ich zu den Kindern aufbauen und wie gelingt mir das am besten?
Als Patchworkfamilie zusammenzuleben ist herausfordernd. Diese Familienform haben die Erwachsenen gewählt, nicht die Kinder, deshalb braucht es noch mal einen anderen Blick, eine andere Aufmerksamkeit, um immer wieder eine respektvolle Form des Miteinader für alle zu finden.
„In einer Kernfamilie, sind alle Beziehungen Liebesbeziehungen. In einer Patchworkfamilie, sind hoffentlich die zwei Erwachsenen in einer Liebesbeziehung, und jeder oder jede jeweils zu den eigenen Kindern. Wie die Beziehung unter den Kindern oder zu der neuen Partnerin oder Partner aussieht, ist noch ganz offen. Wenn wir versuchen, daraus eine Kernfamilie zu machen, wird es schwierig.“Jesper Juul