Räu­me “Der drit­te Erzieher”

„Die Auf­ga­be der Umge­bung ist es nicht, das Kind zu for­men, son­dern ihm zu erlau­ben, sich zu offenbaren.“

Maria Montesso­ri

Räu­me, in denen alle will­kom­men sind und Patz haben

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Wie kön­nen wir Räu­me gestal­ten die uns bei der Arbeit und im Zusam­men sein dien­lich sind? Räu­me die uns unter­stüt­zen, ein ent­spann­tes Mit­ein­an­der mög­lich machen und jedem und jeder im eigen­stän­di­gen Tun Raum geben.

Wie kön­nen wir die Räu­me immer wie­der so ver­än­dern, dass die Men­schen, die gera­de da sind, sich will­kom­men füh­len und

  • die Abläu­fe leich­ter werden
  • es weni­ger Kon­flik­te gibt, zwi­schen den Kin­dern und zwi­schen den Erwach­se­nen und den Kindern
  • die Kin­der eigen­stän­dig unter­wegs sein können
  • sie jeman­den fin­den, wenn sie Nähe brauchen
  • das Grup­pen­ge­sche­hen beruhigen
  • es mög­lich ist, mit Power unter­wegs zu sein oder sich zurück­zu­zie­hen, selb­stän­dig zu kon­stru­ie­ren und eige­ne Wel­ten zu erschaffen
  • die päd­ago­gi­sche Fach­kräf­te in Ihrer Arbeit erleich­tert und unter­stützt werden
  • Anre­gung und Aben­teu­er eben­so bie­ten wie Gebor­gen­heit und Schutz.

Mit den Mate­ria­li­en, die schon da sind, sowohl im Raum als auch im Außengelände…

Im Win­ter und im Som­mer, mit den Gro­ßen und den Klei­nen, drin­nen und drau­ßen, mit stür­mi­schen und ruhi­gen Kindern, …

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Eine Umge­bung für:

Bewe­gung, Ler­nen, All­täg­lich­kei­ten, Räu­me für Bezie­hun­gen und Kon­takt, Eigen­stän­dig­keit, Selbst­wirk­sam­keit. Eine Umge­bung, in der alle vorkommen.

Wie in einem Samen­korn alle Infor­ma­tio­nen gespei­chert sind, die es braucht, um ein gro­ßer Baum zu wer­den, so sind auch im Kind alle Anla­gen vor­han­den, um ein guter gro­ßer Erwach­se­ner zu werden.

In einer vor­be­rei­te­ten Umge­bung, die Anrei­ze bie­tet, aber in der die Erwach­se­nen nichts vor­ge­ben, folgt es sei­nem inne­ren Impuls, tut sei­ne Arbeit in sei­ner Zeit und auf sei­ne Wei­se. Was dabei her­aus­kommt, kön­nen wir erst sehen, wenn das Kind groß ist!

Es kann aus­pro­bie­ren und ver­än­dern, tun und beob­ach­ten, belas­sen und neh­men. Durch sei­ne Wahl kann es sich immer wie­der in ein kör­per­li­ches und see­li­sches Gleich­ge­wicht brin­gen. Die selbst­re­gu­lie­ren­den Kräf­te des Kin­des haben dort die Mög­lich­keit zu wirken.

In mei­nen Semi­nar­an­ge­bo­ten wer­den wir uns mit der Bedeu­tung der Vor­be­rei­te­ten Umge­bung für die Ent­wick­lung klei­ner Kin­der in Krip­pe und Kita befas­sen.
Mit Fotos, Vide­os und Bei­spie­len aus der Pra­xis­bei­spie­le vor­ge­stellt, wie man mit bereits vor­han­den Mate­ria­li­en neue Umge­bun­gen schaf­fen kann. Es gibt Anre­gun­gen, neue Ideen und Impul­se, dies für die eige­ne Ein­rich­tung umzusetzen.

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Dies bie­te ich in Form von Semi­na­ren, Inhouse-Fort­bil­dun­gen, Umbau­ta­gen in den Ein­rich­tun­gen und Gestal­tungs­be­ra­tun­gen an.

„Jedes Kind braucht sei­ne eige­ne Zeit, um den nächs­ten Ent­wick­lungs­schritt zu tun. 

Es muss die Mög­lich­keit haben, sich aus­zu­ru­hen, noch ein­mal zu frü­he­rem zurück­zu­keh­ren. Kin­der gehen immer wie­der eine Stu­fe zurück, sie kön­nen schon lau­fen und gehen wie­der auf allen Vie­ren oder krabbeln.

So voll­zieht sich ler­nen: um Sicher­heit für Neu­es zu gewin­nen, ist es hilf­reich, sich Kraft im Bekann­ten zu holen.“

Autor*in unbe­kannt

 

Die Vor­be­rei­te­te Umgebung

oder wie decke ich einen Tisch

Die vor­be­rei­te­te Umge­bung ist wie Tisch decken. Ich berei­te einen Raum, eine Situa­ti­on vor, die auf die Umstän­de und die Men­schen abge­stimmt sind und die Situa­ti­on, das The­ma des Ereig­nis­ses. Wenn ich Gäs­te ein­la­de, dann möch­te ich, dass die sich wohl­füh­len, dass sie es gut haben, dass es schmeckt. Dass sie sich ent­span­nen kön­nen, dass Kom­mu­ni­ka­ti­on statt­fin­den kann, dass jeder auf sei­ne eige­ne Art da sein kann, dass sie sich frei füh­len zu essen, was und wie­viel sie essen möch­ten. Wich­tig ist auch, dass es mir als Gast­ge­ber gut geht, dass ich mich freue, wenn mein Ange­bot ange­nom­men wird, ich aber auch frei bin von Erwartung.

Die­se Grund­ge­dan­ken der vor­be­rei­te­ten Umge­bung gel­ten über­all und in jeder Form und für jedes Alter. Es gibt immer jeman­den, der den Raum berei­tet und sich auch immer wie­der zwi­schen­drin dar­um küm­mert, dass der Tisch wie­der abge­räumt wird und nach­ge­schenkt wer­den kann. Dass es ein schö­ner Platz bleibt.

Bei der vor­be­rei­te­ten Umge­bung für klei­ne Kin­der ist es wich­tig, auf bestimm­te Aspek­te zu ach­ten: die Dosie­rung der Rei­ze, die Aus­wahl der Mate­ria­li­en, den Umgang mit Gefah­ren, die Ange­mes­sen­heit von Ver­traut­heit und Neu­em, den Raum für Krea­ti­vi­tät, Indi­vi­dua­li­tät und – ganz wich­tig! – die Selbst­wirk­sam­keit. Um die­se Aspek­te geht es immer, egal ob wir uns mit Bewe­gung, Pfle­ge, Schla­fen oder Essen befas­sen. So zeigt sich die Selbst­wirk­sam­keit beim Essen zum Bei­spiel dar­in, dass jedes Kind sich selbst ein­schen­ken und nach dem Essen den Mund abwi­schen kann, und bei der Pfle­ge eher dar­in, dass ich dem Kind Raum anbie­te zur Koope­ra­ti­on, dass ich es mit mei­ner Hal­tung in Wort und Ges­tik ein­la­de, die geplan­te Hand­lung selbst mitzugestalten.

Die Gewich­tung der Aspek­te kann in den ver­schie­de­nen Berei­chen eine ganz unter­schied­li­che sein. So ist es beim Schla­fen zum Bei­spiel hilf­reich, wenn ganz viel Ver­trau­tes da ist, wäh­rend es für die Bewe­gung gut ist, wenn die Mate­ria­li­en so gewählt sind, dass auch immer wie­der Mög­lich­kei­ten für Neu­es entstehen.

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Was die schöns­te Tisch­de­ko, die köst­lichs­ten Spei­sen und Geträn­ke allein noch nicht bewir­ken kön­nen, ist, ob ich mich als Besu­cher einer Ein­la­dung tat­säch­lich wert­voll, will­kom­men und gese­hen füh­le. Das hängt noch von einem ande­ren Aspekt ab: der Qua­li­tät der Beziehung.

Wenn ich zum Bei­spiel mer­ke, dass es der Gast­ge­be­rin in ihrer Rol­le nicht gut geht oder dass sie ganz bestimm­te Erwar­tun­gen an mich hat oder stark in der Bewer­tung ist, dann füh­le ich mich redu­ziert und eng. Wenn sie gut für sich sorgt, an mir und den ande­ren inter­es­siert ist, eine Offen­heit in sich trägt und nicht nur Wert dar­auf legt, dass alles nach Plan funk­tio­niert, son­dern den Über­blick über das Gan­ze behält und sich selbst gegen­über genau­so viel Respekt ent­ge­gen­bringt wie den ande­ren, gibt mir das als Gast Raum und Inspi­ra­ti­on mich zu zei­gen, neue Sei­ten an mir selbst und ande­ren zu ent­de­cken, viel­leicht auch aus eige­nem Impuls her­aus auf­zu­ste­hen und an der Gestal­tung mitzuwirken.

Wenn das Kind selbst ent­de­cken und ent­schei­den kann, womit es sich beschäf­tigt, ist es mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit und Aus­dau­er beim Ent­de­cken und Han­tie­ren mit Gegenständen.

Kin­der ent­wi­ckeln sich nach einem inne­ren Bau­plan. Sie sind von Anfang an Aus­wäh­len­de, ihre Welt- und Selbst­er­fah­rung deu­ten­de und gestal­ten­de Wesen. 

“Es gibt kein Alter, in dem alles so irr­sin­nig inten­siv erlebt wird wie in der Kind­heit. Wir Gro­ßen soll­ten uns dar­an erin­nern, wie das war.“

 Astrid Lind­gren